Es klingt banal, ist aber eine Grundvoraussetzung auch für das architektonische Entwerfen: Alle Ideen basieren auf früheren Ideen, auf deren Imitation, Umkehrung, Ablehnung, Anpassung, Ignorierung oder Neuinterpretation. Ähnliches gilt für die visuelle Wahrnehmung und ihren Einfluss auf unser Denken und unsere Ideenwelt, auch auf das Gestalten jeglicher Art.
Solchen Fragestellungen spürt das vorliegende Buch mit vielen hundert Bildern aus der Kunstgeschichte und der Alltagskultur sowie mit analytischen und einordnenden Texten nach. François Charbonnet und Patrick Heiz offenbaren darin Ansätze ihrer Entwurfsmethodik, wie sie diese in sechs akademischen Semestern am Departement für Architektur der ETH Zürich sowie an der Accademia di Architettura in Mendrisio unterrichtet haben. Die Besonderheit liegt in der Verknüpfung und Collagierung von sich gegenseitig erhellenden und doch scheinbar antagonistischen Programmen. Die Methode erhebt keinen Anspruch auf historische Genauigkeit, da Quellen und Fakten absichtlich so zusammengestellt werden, dass sie einem reduzierenden Zweck dienen. Im Zentrum steht die gegenseitige Befruchtung unterschiedlicher Bilder und Ideen – und nicht das eine, alles überwölbende Denkmodell.
Ausgezeichnet von der Stiftung Buchkunst als eines der Schönsten Deutschen Bücher 2023.